Inle Lake - Myanmar

Um 6 Uhr klingelte der Wecker, um 7:30 Uhr waren wir an dem süßen kleinen Flughafen in Bagan, wo das Flugticket mit der Hand ausgestellt und das Gepäck auf den Schultern zur Maschine transportiert wurde. Pünktlich um 9 Uhr startete die kleine Propellermaschine und um 10 Uhr landeten wir bereits auf dem Flughafen Heho, wo uns das Gepäck persönlich übergeben wurde. Auch dieser Flughafen ist klein und sehr überschaubar, wir fühlten uns auf Anhieb wohl und sehr sicher. Die Fahrt mit dem Taxi zu unserer Unterkunft in Nyaungshwe dauerte 45 Minuten, wir hatten also Zeit, die Umgebung auf uns wirken zu lassen. Nach der staubtrockenen Landschaft in Bagan waren wir sehr beeindruckt von der Landschaft. Für den Besuch des Inle Sees mussten wir eine Gebühr von 10 Dollar bezahlen, die wir, weil wir mit einem Taxi angereist waren, an einem Checkpoint vor Nyaungshwe entrichten mussten. Gegen 11 Uhr kamen wir im Hotel am Inle Lake an. Das war eine kurze und sehr angenehme Anreise😀.

Im Hotel wurden wir sehr herzlich begrüßt und konnten nach einer kurzen Wartezeit einen riesengroßen Bungalow mit einer schönen Veranda beziehen. Das schöne Zimmer, der Pool und das Restaurant waren gute Voraussetzungen für einen erholsamen Aufenthalt am Inle See. Wir vollzogen wie üblich unsere Prozedur, Rucksäcke leeren, Klamotten verstauen - es war ein Schrank vorhanden - und ein gegenseitiges Herzlich Willkommen sagen. Anschließend besuchten wir recht schnell das Restaurant, denn der Hunger war mittlerweile recht groß. Lecker 😊!

Nach ein paar erholsamen Stunden am Pool und auf der Veranda setzten wir uns auf die Fahrräder, die das Hotel kostenlos zur Verfügung stellte, und erkundeten den Ort. Kaum hatten wir die Fahrräder im Ort abgestellt, gesellte sich eine Frau zu uns, und warb uns für eine Bootstour auf dem Inle See. Da es für uns immer ein besonderes Gefühl von Urlaub ist, wenn wir auf dem Wasser sein dürfen, buchten wir auch gleich eine Tagestour für den übernächsten Tag. Anschließend schlenderten wir am Kanal entlang und entdeckten ein kleines indisches Restaurant, wo wir einen extrem leckeren Lassi tranken und mit der Betreiberin ins Gespräch kamen. Ein schönes Lokal, gute indische Küche, einfach und preiswert aber auch sympathisch und gut. Wir assen noch ein paar Mal dort und wurden jedes Mal wieder erkannt und herzlich begrüsst. Anschließend ging es zurück in die Unterkunft. Wir waren regelrecht erschrocken, als wir abends feststellten wie schnell es bitter sehr kalt wurde und der Aufenthalt auf der Veranda nur mit sehr warmer Kleidung und nicht besonders lange auszuhalten war. Das warme Bettchen war verlockend und wie gewohnt am Tag der Anreise waren wir auch sehr müde. Das Hotel war wirklich entzückend. In den Abendstunden, während wir noch unterwegs waren, schlugen sie die Bettdecken auf, legten ein Betthupferl auf die Kopfkissen und schlossen das Moskitonetz für die Nacht. Unglaublich, so etwas hatten wir noch nie erlebt:-).

Am nächsten Morgen schwangen wir uns nach dem Frühstück wieder auf die Fahrräder. Nicole wählte zwischen den nicht mehr ganz so intakten Fahrrädern eines mit einem bequemen Sattel aus, die Tour durfte also etwas länger gehen. Kaum waren wir los geradelt, waren wir auch schon von der Umgebung begeistert. Der Inle-See lag zwar noch weit in der Ferne, aber wir folgten einem kleinen Kanal und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir fuhren durch kleine Dörfer, die ursprünglicher hätten nicht sein können. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt in Häusern, die aus Bambus gebaut sind und auf Pfählen im Wasser stehen. Wer kurz den Nachbarn besuchen möchte schnappt sich ein kleines Kanu und fährt los. Oft gibt es auch schmale Brücken zwischen den Häusern. 

Gegen frühen Nachmittag wurde es heiß und wir gönnten uns eine Pause am Pool. Reiseblog schreiben, lesen, relaxen und natürlich ein kleines Mittagsschläfchen. Auch hier war der Pool so kalt, dass mehr als ein Sekundenbad definitiv nicht möglich war.

Der Inle See mit seiner Breite von 11 km und Länge von 22 km ist der zweitgrösste See in Myanmar. Er liegt auf einer Höhe von ca. 900 Meter und wird umringt von Bergen, was auch der Grund dafür ist, dass es abends sehr kalt wird. Berühmt geworden ist der Inle See wegen der Einbeinruderer. Das sind Fischer, die mit spezifischer Technik nur mit einem Bein rudern, um die Hände für die Netze freizuhaben. Dabei steht der Ruderer auf einem Bein auf dem Heck des Bootes, während das andere Bein um das Paddel geschlungen ist. Obwohl wir in der Hauptreisezeit am Inle See waren, konnten wir die Massen an Touristen nicht ausmachen. Von unserem Hotel waren es nur wenige Minuten in den Ort Nyaungshwe und zur Anlegestelle am Flussufer, wo zahlreiche Boote auf Touristen warteten und eine Fahrt zum Inle See anboten. Wir hatten bereits eine Tagestour für den nächsten Tag gebucht, aber am frühen Abend packte uns die Neugierde und wir buchten spontan ein Bootstour zum Sonnenuntergang auf den See. Wir knatterten mit lautstarkem Motor los und konnten unser eigenes Wort nicht mehr verstehen. Pullover, Jacke und Mütze hatten wir mit an Bord, denn wir wussten, es wird schnell bitter kalt. Als hätte sie es geahnt, kaufte Nicole bei 32 Grad eine Mütze in Chiang Mai. Als wir auf dem See angekommen waren, positionierte der Fahrer das Boot in der Nähe eines Einbeinruderers, das wohl bekannteste Fotomotiv für diese Gegend. Wahrscheinlich hat der zunehmende Tourismus dafür gesorgt, dass es sich bei den meisten Einbeinruderern nicht mehr um Fischer handelt. Sie posieren für die vorbeifahrenden Touristen gegen eine geringe Spende. Aber wen wundert es, auf diese Weise verdienen sie auf angenehmere Art weitaus mehr Geld. Auch für uns war der Anblick der Einbeinruderer bei untergehender Sonne ein dankbares und wunderschönes Fotomotiv. 

Am nächsten Morgen machten wir eine Tagestour quer über den Inle See und in die Seitenarme. Wir bestiegen wieder ein schmales Holzboot und wieder ging es laut knatternd mit ziemlich hoher Geschwindigkeit los. Das Morgenlicht mitsamt der Nebelschwaden schenkte dem See und der umliegenden Landschaft eine ganz besondere Atmosphäre. Trotz der wärmenden Sonnenstrahlen war es in den Morgenstunden noch bitter kalt. Schnell griffen wir wieder zu unseren Jacken und Mützen und für die Beine erhielten wir Plastikplanen, die zumindest den kalten Fahrtwind abhielten. Kaum, dass wir im Boot saßen und die Landschaft an uns vorbeizog, waren wir überzeugt, dass der Inle See für uns zu den Highlights in Myanmar zählen wird. Die Bewohner leben in Pfahlbauten bzw. Stelzenhäusern über dem Wasser. Die Dörfer sind von vielen Kanälen durchzogen und als Transportmittel dient das Langboot. Die Einheimischen leben vom Gemüseanbau, der Fischerei und dem landestypischen Handwerk, welches sie in den Schauwerkstätten gerne an die Touristen verkaufen. 

Knapp fielen bei uns die Besichtigungen der Manufakturen aus. In der Regel handelt es sich hierbei um reine Verkaufsveranstaltungen. Diese befinden sich in etwas komfortableren Häusern, die natürlich auf Touristen ausgelegt sind. Die Prozedur lief eigentlich immer auf die gleiche Weise ab: Beim Ankommen wurden wir persönlich in Empfang genommen und schnurstracks in einen Schauraum geführt, in dem wir den Menschen bei der Arbeit über die Schulter sehen konnten. Anschließend wurden wir in den Verkaufsraum begleitet, in dem wir die hergestellten Produkte erwerben konnten. Glücklicherweise wurden wir an beiden Orten nicht zum Kauft gedrängt, die Menschen waren freundlich und nicht aufdringlich. Zuerst besuchten wir eine Silberschmiede, wo uns erklärt wurde, wie Silber gewonnen, zu dünnen Plättchen und zu Silberfäden verarbeitet wird. Anschließend durften wir die daraus entstandenen Schmuckstücke in einem Verkaufsraum bewundern. Gekauft haben wir allerdings nichts.

Anschließend besuchten wir die Herstellung von Lotus Stoffen. In einer Seiden- und Lotusweberei wurde uns gezeigt, wie man diesen kostbaren Stoff verarbeitet. Man erntet die Lotuspflanzen und durch das geschickte Schlitzen der Stängel ziehen die Frauen vorsichtig die hauchdünnen Fasern heraus und legen sie zum Trocknen auf eine Steinplatte. Die Fasern werden zu Fäden gesponnen und mittels eines Webstuhls zu Schals verwoben. Das Gewebe erinnert an dünnes Leinen und für einen Schal werden bis zu 8000 Lotusstängel verarbeitet. Auch die Kleidungsstücke für die Mönche werden an den Handwebstühlen gefertigt. Wir verkürzten die Führung, weil wir kein Interesse an einem kauf hatten und gönnten uns stattdessen einen Kaffee, der allerdings ungenießbar war. Auf die Besichtigung der lokalen Zigarrenherstellung verzichteten wir, denn wir wollten lieber mehr Zeit auf dem Wasser verbringen.

Anschließend besuchten wir ein Dorf, das etwas abseits der üblichen Routen gelegen war. Vom See ging es einen Flusslauf entlang bis wir mit dem Boot das abgelegene Dörfchen erreichten. Die Fahrt war atemberaubend. Wir fuhren wieder und wieder durch schwimmende Dörfer und Gärten. Die Bewohner der Region nennen sich "Intha", was so viel wie "Kinder des Sees" bedeutet. Auch wenn der Tourismus immer mehr Einzug in der Region erhält, haben sich die Einheimischen ihre ursprüngliche Lebensweise bewahrt. Das ganze Leben spielt sich hier auf dem Wasser ab. Unter den Häusern liegen die Boote, die die Familien benötigen, wenn sie ihre Unterkunft verlassen wollen. Ob Blumenkohl, Tomaten oder Bohnen: Die Menschen verstehen, das fruchtbare Land zu nutzen. 

Im Dorf angekommen, konnten wir auf einer Anhöhe eine große Sammlung von Stupas bewundern, teils verfallene und teils sehr prunkvolle Exemplare. Auf dem Weg zurück zum Boot machten wir einen kleinen Abstecher an der Schule vorbei, wo wir einigen Jungs beim Volleyball spielen zusehen konnten. Das sind die kurzen ungeplanten Begegnungen, die unsere Reise immer wieder zu etwas Besonderem machen.

Anschließend waren wir sehr hungrig und wollten gerne etwas essen. Wir kehrten in einem Restaurant auf dem Wasser ein, wo wir die vorbei ratternden Boote, mit unterschiedlichster Beladung beobachtet konnten, während wir fantastisch gegessen haben. Das war eine sehr entspannte Pause, die uns das unbequeme Sitzen im Boot für einen Moment vergessen ließ. Anschließend ging es ganz langsam zurück zum See, wobei der Bootsführer uns durch die kleinsten Flussarme manövrierte und wir das Leben der Einheimischen förmlich spüren konnten: Gemüseanbau soweit das Auge reicht, Frauen beim Wäsche oder Haare waschen, Verkaufsboote...authentischer geht es wohl kaum.

Zurück auf dem See waren schon wieder die Einbeinruderer zu sehen, die für die Touristen posieren und dafür etwas Geld nehmen. Wir kannten das Bild bereits vom Vortag und waren darauf vorbereitet. Und wieder war der Anblick beeindruckend.

Wieder am Anleger angekommen, ließen wir den Ausflug mit einem leckeren Lassi beim Inder ausklingen. Da uns recht schnell sehr kalt wurde, verließen wir den Inder recht schnell, allerdings nicht ohne Naan (indisches Brot - LECKER!) im Gepäck. Das Wetter war wirklich etwas gewöhnungsbedürftig: Morgens war es so kalt, dass wir Jacke und Mütze brauchten, mittags war es so heiß, dass kurze Hose und Top ausreichten und abends war es wieder so kalt, dass uns der Sinn nach Suppe war, die wir im Restaurant des Hotels tatsächlich des öfteren zu uns nahmen. Für unser eigenes Brot (Naan) hatten wir gesorgt😀.

Am nächsten Tag machten wir nach dem Frühstück einen ausgiebigen Spaziergang durch den Ort. Wir kehrten in einem schönen Café ein, tranken einen Smoothie, der ganz besonders leckeren Art und genossen es, die Seele baumeln zu lassen. Es hat uns großen Spaß gemacht, dem Leben auf der Straße zu begegnen: Novizen bei körperlich schwerer Arbeit, Mönche auf dem Spaziergang, alltägliche Geschäfte usw.. Den Nachmittag verbrachten wir auf der Veranda. Wir organisierten unsere Weiterfahrt, erledigten unsere Bankgeschäfte, denn ich hatte meine Kreditkarte in Bagan verloren, packten unsere Rucksäcke und chillten bis in den Abend hinein. Ein herrlicher Ausklang für einen wundervollen Aufenthalt am Inle See.

Am nächsten Morgen ging es ohne Frühstück sehr früh mit dem Taxi zum Flughafen. Wir hatten so gar keine Lust auf unseren kurzen Aufenthalt in Yangon. Es war sehr warm und wir waren müde vom Sightseeing. Lieber wären wir direkt nach Thailand an den Strand geflogen, aber unsere Rundreise durch Myanmar endete nunmal in Yangon. Bye, Bye Inle See. Schön war es:-).

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Kommentare: 1
  • #1

    Lara (Montag, 02 März 2020 11:15)

    Hey meine lieben, das hat mir echt Spaß gemacht es zu lesen! Schöne Weiterreise! :)