Wir hatten schon einige schlechte Erfahrungen mit Busfahrten in Laos gemacht, aber wie sagt man so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir wollten es besser machen und kauften Tickets mit reservierten Plätzen in einem Büro in Luang Prabang. Der Mitarbeiter versicherte uns, dass es sich bei unserer Wahl um einen großen VIP-Reisebus handelt und nicht mehr Personen als vorhandene Plätze im Bus transportiert werden. Das Ticket war deutlich teurer, aber das war es uns wert. Als wir am nächsten Morgen auf dem Busbahnhof ankamen, trauten wir unseren Augen nicht, es handelte sich wieder um einen Minivan, allerdings mit nummerierten Sitzplätzen und einer wesentlich besseren Polsterung als wir es bisher gewohnt waren. Und wieder wurden Klapphocker im Gang aufgestellt und mehr Personen transportiert als Plätze vorgesehen waren. Die Fahrt verlief ähnlich wie die von Luang Prabang nach Nong Khiaw, aber zumindest etwas bequemer, dafür aber um einiges länger. Toilettenpausen sind auf diesen Fahrten zwar vorgesehen, jedoch kostete es uns ein wenig Überwindung die vorhandenen Toiletten zu benutzen. Wie bei den anderen Touren wurden auch auf dieser Fahrt weitere Fahrgäste am Straßenrand aufgesammelt, so dass wir immer enger zusammen rückten und Schulter an Schulter saßen. Für einen kurzen Moment schlief ich sogar Kopf an Kopf mit einer sehr netten Laotin, die neben mir auf einem Plastikhocker Platz genommen hatte. Wir fuhren sieben Stunden auf einer Schotter-Buckelpiste, überholten erstaunlich viele chinesische LKWs und fuhren durch kleine Dörfer, die mit chinesischen Flaggen geschmückt waren. Spätestens da wurde uns klar, wie viele chinesische Arbeiter im Land verweilen, um am Bau der Hochleistungsstrecke durch Laos mitzuwirken. Wenn diese fertiggestellt ist, werden Schnellzüge von China bis nach Singapur fahren können. Auf alle Fälle eine Zeitersparnis für viele Touristen und vielleicht eine etwas bequemere Art zu reisen. Wie wir im Nachhinein erfahren durften, gibt es zwei Strecken nach Vang Vieng. Eine kürzere über vier Stunden und eine längere über sieben Stunden. Ahnungs- und alternativlos entschieden wir uns natürlich für den längeren Weg. So viel dazu, dass wir in guter Hoffnung ein Büro aufgesucht hatten:-).
Nach anstrengender Busfahrt kamen wir in Vang Vieng an. Etwa 20 Minuten später wurden wir freundlicherweise von der Besitzerin des Guesthouses mit dem Auto abgeholt. Wir hatten die Unterkunft aufgrund der vielen positiven Bewertungen gewählt und waren sehr gespannt, ob sie hielt, was sie versprach. Der Ort Vang Vieng ist durch den Nam Song River in zwei Stadtteile unterteilt. Unsere Unterkunft lag auf der landschaftlich schöneren Seite des Flusses, so dass wir eine Brücke überqueren mussten. Wir waren erstaunt, als wir erfuhren, dass für die Nutzung der Brücke gezahlt werden muss und vor allem in welchem schlechten Zustand diese war. Wie uns die Guesthouse Besitzerin erklärte, wurde die Brücke von Privatleuten gebaut, die nun die Preise bestimmen können ohne Rücksicht auf die Bevölkerung zu nehmen. Die Lage der Unterkunft, die Abseits des Zentrums gelegen und umgeben von einer faszinierenden Landschaft war, ließ vermuten, dass wir eine gute Wahl getroffen hatten. Die Begrüßung der Guesthouse Besitzerin vor Ort war sehr verhalten, aber wir konnten sehr schnell und unkompliziert das Zimmer beziehen, dafür waren wir nach der Anreise sehr dankbar. Das Zimmer war für meinen Geschmack sehr einfach und dunkel, aber Dank Nicoles positiver Grundeinstellung, befanden wir es erstmal als gut. Nach der gewöhnlichen Prozedur, Rücksäcke leeren, Klamotten verstauen und ein gegenseitiges Herzliches Willkommen sagen, wollten wir unbedingt etwas gegen unseren Hunger unternehmen. Da es sich neben einem Guesthouse auch um ein Restaurant handelte, konnten wir vor Ort essen. Laut Bewertungen sollte das Essen großartig sein. Für uns war es ok, aber nichts besonderes. Müde und erschlagen gingen wir ins Bett und freuten uns darauf, die Gegend am nächsten Morgen zu erkunden.
Vor wenigen Jahen war Vang Vieng in Laos vor allem für das sogenannte „Tubing“ bekannt. Bis 2012 war es üblich, sich in einem Gummi-Reifen den Fluss entlang von Bar zu Bar treiben und von diesen mit alkoholischen Getränken und Drogen versorgen zu lassen. 2011 gab es einige Todesfälle beim Tubing in Vang Vieng, was zur Folge hatte, dass im Herbst 2012 die Behörden die extreme Form des Tubings in Laos beendeten. Viele Bars am Nam-Song-River wurden geschlossen, der Drogenverkauf strengt bestraft und Sperrstunden eingeführt. Heute ist das Tubing in Vang Vieng immer noch möglich, aber in abgeschwächter Form. Es gibt offiziell nur noch drei Bars und keine Drogen mehr. Für uns war das keine Option, wir hatten wenig Lust, dieser Attraktion nachzukommen.
Ausgeschlafen und gesättigt machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg in den Ort, um diesen kennenzulernen und einige Besorgungen zu machen. Wir gingen ca. 15 Minuten, überquerten die Brücke und waren im Zentrum des Ortes angekommen. Der Ort Vang Vieng ist sehr hässlich. Ein Gebäude hässlicher als das andere. Es gibt Cafés, Shops und Bars, die aber keinerlei anziehende Wirkung auf uns hatten. Kein Ort, an dem wir gerne lange verweilen wollten. Wir erledigten kurz unsere Einkäufe, setzten uns in ein Café mit guter Internetverbindung, um unseren Blog weiter zu bearbeiten und gingen gegen Mittag zurück in die Unterkunft.
Auf dem Rückweg zur Unterkunft vereinbarten wir eine TukTuk Fahrt für drei Stunden, um das Naturparadies für uns zu entdecken. Die wunderschöne Landschaft, die es zu entdecken galt, befand sich in unmittelbarer Nähe unserer Unterkunft. Eigentlich hätte es ein Paradies sein können, wenn da nicht die vielen Buggys gewesen wären. Diese fahren mit rasanter Geschwindigkeit über die staubigen Straßen und hinterlassen eine kilometerweite Staubwolke. Wir mussten für mehrere Minuten Augen geschlossen halten und das Atmen einstellen, sonst wären wir wahrscheinlich im Staub erstickt. Das Tempo wird selbst in den Dörfern nicht gedrosselt, obwohl sich das Leben der laotischen Bevölkerung vorwiegend auf der Straße abspielt. Kinder, Hunde und viele andere Tieren laufen kreuz und quer über die Straße. Wir konnten beobachtet, wie sich die Dorfbewohner Tücher vor Mund und Augen hielten, um die permanent Staubwolken der vorbeifahrenden Buggys irgendwie zu ertragen. Uns hat es den Spaß und die Schönheit der Landschaft genommen. Ein Paradies, das keines ist.
Bereits am zweiten Tag haben wir beschlossen, Vang Vieng vorzeitig zu verlassen. Ursprünglich sollten es sechs Nächte werden, tatsächlich waren es drei. Die für uns gewonnene Zeit wollten wir mit Erholung und Entspannung verbringen. Gut, dass wir überall mobil sind, so konnten wir im Internet das Hillside für uns entdecken, das genau diese Wünsche erfüllen sollte. Die Guesthouse Besitzerin hat sehr freundlich auf unsere verfrühte Abreise reagiert, allerdings nannten wir ihr auch nicht den wahren Grund für unsere Abreise, sondern schoben einen spontanen Besuch des Bruders vor. Sie kam uns sehr freundlich und zuvorkommend entgegen und sorgte dafür, dass uns keine Kosten entstanden sind. Wir waren froh als wir im Bus Richtung Luang Prabang saßen.
Wir werden ganz sicher nich noch einmal nach Vang Vieng kommen.
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